Sonntag, 20. Juni 2010

Hymne auf Anna: Per Anhalter durchs Netz (Serie, Teil 16)

Wer mich kennt, weiß dass ich nicht nur schräge Schilder sammle, über merkwürdige Redeweisen nachdenke und auch sonst nur Knete im Kopp habe, sondern auch zuweilen Mixtapes bastle und darauf dann viel zu viel Zeit verwende. Am liebsten würde ich Popkultur studieren und mich mit nichts anderem mehr beschäftigen... Wer nicht! 

Beim Zusammenstellen meines jüngsten Mixtapes bin ich über die wundervolle Anna Ternheim gestolpert, die bisher nur in ihrem Heimatland Schweden und in Großbritannien bekannt zu sein scheint und leider auch nur dort Konzerte spielt. Eine schöne Stimme haben viele, aber Anna Ternheim hat eine unfassbar schöne, eine ergreifende, eine auffällige Stimme, an der man hängen bleibt. Die Frau ist wesensgemäß Stimme. Violà:

Anna Ternheim - I'll follow you tonight

Mittwoch, 16. Juni 2010

the ultimate laziness


In Heidelberg gesichtet - in der Welt zu Hause.

Dalam Bahasa Indonesia: Paulpelz atau Paulfels...

Piele preundliche Grüße pon Eurer Miss Faula

Samstag, 12. Juni 2010

Wohnzimmermusik: Per Anhalter durchs Netz (Serie, Teil 15)

Aus aktuellem Anlass wird der Musiktipp heute einen Tag früher veröffentlich als sonst. Ich hoffe damit die lokalen Musikanten unterstützen zu können, denn sowohl My Sister Grenadine als auch Robert Voß spielen heute Abend Konzerte und vielleicht kann mein Blog-Eintrag ihnen ein oder zwei Konzertbesucher mehr bescheren.

Robert Voß feiert heute mit einem kostenlosen Konzert in der Friendly Society (Griebenowstr. 23, 10435 Berlin-Mitte, Nähe Zionskirche) seine Record-Release-Party. Alles in allem hat die Aufnahme der liebevoll zusammengebastelten Platte (ich meine das wörtlich, jede CD ist ein Unikat!) ein ganzes Jahr gedauert. Ich kann Euch den jungen, Berliner Liedermacher nur wärmstens ans Herz legen. Er spielt wundervoll melodische Musik, die zwischen Singer-Songwriter-Tradition, Jack Johnson und etwas sehr eigenem angesiedelt ist. Außerdem bringt er komödiantisches Talent mit und seine Konzerte sind nicht nur berührend sondern auch ausgesprochen amüsant.

Robert Voß
In den Genuß My Sister Grenadine zu erleben, kam ich gestern Abend in Leipzig. Mit allem möglichen Instrumenten werden Melodien herbeigezaubert, ein Rhythmus geklopft, Geräusche imitiert. Wundervolle Wohnzimmermusik:

My Sister Grenadine - Snapshot Song

12. Juni, 20 h: FriedrichstaTTpalast (Dresden)
13. Juni, 20 h: Unterm Dach (Chemnitz)
07. Juli, 21 h: Schokoladenladen (Berlin)
14. Juli, 20 h: Mobile Blues Club (Hamburg)
16. Juli, 20 h: Raumerweiterungshalle (Berlin)

Freitag, 11. Juni 2010

WTF

Katharina weiß um meine Liebe zu Schildern. Sie hat dieses Prachtexemplar für mich fotographiert. Stellt sich nur noch die Frage, was es zu bedeuten hat.

Zwiebeln pflanzen verboten?
Ein Döner ohne Zwiebeln, Alter!
Menschen mit Zwiebelatem müssen leider draußen bleiben!
Zwiebologen ist der Zutritt auf das Betriebsgelände strengstens verboten!

Vorschläge bitte an dinkula.zwiebel@gmx.de oder einfach ins Blog schreiben.

Mittwoch, 9. Juni 2010

korrekt, korrekt, jefällt ma, jeht ab...

Ich habe einen Mitbewohner, wo huere sympathisch isch. Genau genommen habe ich sogar zwei davon. Aber heute soll es nur um einen von ihnen gehen. Mit Grandmaster Tim teile ich nicht nur das Müesli, die Liebe zum Bier und die unterste Humorschublade sondern auch eine ganz entscheidende Einstellung zu Sprache. Bereits zu Beginn unseres Zusammenwohnens, also ohne uns besonders gut zu kennen, sind wir (in unprotokollierten Küchengesprächen) darauf gestoßen, dass wir es beide völlig in Ordnung finden, einen Gegenstand, einen Sachverhalt oder eine Person als behindert oder schwul zu bezeichnen. Eine (sogenannte!!) "jugendsprachliche" Tendenz, die vielen bekannt sein dürfte und die in studentischen und akademischen Kreisen als ausgesprochen unreflektiert und daher per se illegitim gilt. Das komplette Durchgendern der Welt ist der allerliebste Lieblingssport des StuRas bzw. AStAs (Dabei entstehen manchmal so wunderschöne Stilblüten wie "Liebe Wanderer und Wandererinnen..."), Politiker lieben Euphemismen wie Kollateralschaden, Restrukturierung, bewaffneter Konflikt. political correctness ist nach wie vor ausgesprochen in Mode. Ich frage mich schon seit längerem, was genau mich daran eigentlich so stört. 

Seit mir mit Tim ein intelligenter, sehr reflektierter und huere sympathischer Soziologie-Student gegenübersaß, den das gleiche Unbehagen mit diesem sprachlichen Unkraut à la "geistig herausgefordert" quält und der der political-correctness-Maschine mutig mit Humor und Ironie entgegentritt, versuche ich mich dem Phänomen linguistisch anzunähern. Sehr geholfen hat mir wieder einmal ein Eintrag im Bremer Sprachblog. So bin ich auf die Euphemismus-Tretmühle gestoßen (nebenbei bemerkt: was für ein herrlich anschaulicher Fachbegriff!!) Die Euphemismus-Tretmühle ist eine Theorie von Steven Pinker, die besagt, dass sich an ein Wort, das eigentlich dazu eingeführt wurden, um einen unangenehmen Sachverhalt zu beschönigen, im Laufe der Zeit die Bedeutungen des Wortes anheften kann, das das neue Wort eigentlich ersetzen sollte - jedenfalls solange sich die realen Verhältnisse, die das Wort bechreibt, nicht verbessert haben.

Besonders gut hat mir das Beispiel der "Jugendlichen mit Migrationshintergrund" gefallen, weil es sich dabei um eine relativ junge Bemühung handelt, mit sprachlichen Mitteln  die Verhältnisse zu ändern. Aber stattdessen hat der als neutral intendierte Begriff die Bedeutungskomponente hinzugewonnen, die früher dem Begriff Gastarbeiterkind angehaftet hat: sozial auffällig, unangepasst, störend. Besser integriert sind sie, egal wie man sie nennen will, deswegen noch nicht. Sie kommen kaum vor an den Stellschrauben in unserer Gesellschaft. Sie sind unterrepräsentiert bei Medienmachern, Politikern und in den Bildungseinrichtungen und das trotz der Kuschelbezeichnung...

Entscheidend ist also, dass sich die Verhältnisse nicht einfach ändern, nur weil wir unseren Sprachgebrauch ändern. Behinderte sind nicht weniger ausgegrenzt, weil sie plötzlich "Menschen mit besonderen Bedürfnisse" oder "anders Befähigte" genannt werden (die Liste der alternativen Bezeichnungen ist lang und absurd). Schwarze leben in der deutschen Provinz nicht weniger gefährlich, nur weil wir uns Phantasienamen wie "Farbige" ausdenken. Frauen werden nicht gleichwertig bezahlt, nur weil man an ihre Berufsbezeichnung ein "-in" ranklebt. Die dinosaurierartigen Strukturen an den Universitäten ändern sich nicht, nur weil es nur noch "_innen" bzw. "Innen" gibt. Nach wie vor stehen bei einem typischen Frauenstudiengang wie z.B. der Germanistik in Leipzig (mindestens 80% der Studentenschaft sind weiblich) nur zwei Professorinnen sieben Professoren gegenüber. Nebenbei bemerkt, ich finde wir sollten auch anfangen, von TerroristInnen, MörderInnen und NerdInnen zu reden, wenn wir schon konsequent durchgendern wollen. Bisher treffen Binnen-i und Gender Gap nur Bezeichnungen, die für die Bezeichneten positiv ausfallen.

Das was Tim in seinem Sprachgebrauch praktiziert, ist die gegenläufige Bewegeung: Man könnte es Dysphemismus-Tretmühle nennen. Nerd zählt in diese Kategorie; von einer ursprünglich abwertenden Bezeichnung ist der Begriff zu einer halbwegs stolzen Selbstbezeichnung geworden. Die gleiche Tendenz kann man für schwul, gay, Hure und Nigger annehmen, zumindest solange es eine Selbstbezeichnung ist. Das heißt wohl nichts anderes, als das der Ton die Musik macht. Solange wir Menschen wie Menschen begegnen, ist es eigentlich egal, wie wir uns gegenseitig nennen. Das zumindest wäre meine steile These, für die ich aber glücklicherweise nicht gevierteilt werden werde, weil ohnehin kaum ein Schwein mein Blog liest.

Zwei schöne Beispiele für meine These kann ich aber noch anbringen. Das erste ist ein negatives Beispiel meiner ehemaligen Niederländisch-Lehrerin. Sie war nicht nur linguistisch völlig ungebildet und beratungsresistent, sondern außerdem noch mit latent fremdenfeindlichen Einstellungen ausgestattet. So machte sie sich einmal über Afrikaans als eine "minderwertige" Sprache lustig. Sie begründete ihr Urteil u.a. damit, dass dort der Plural gebildet werde, indem die Wörter verdoppelt würden. Das stimmt erstens nicht und zweitens ist es meines Erachtens mehr als logisch, dass man, wenn einem mehrere Dinge vorliegen auf die Idee kommt, auch das Wort zu doppeln, um dieses Verhältnis auszudrücken. Eigentlich sollte man sich über die indoeuropäischen Sprachen lustig machen, weil die so ein Brumborium wie Stammlautveränderung und zig verschiedene Endungen zur Pluralmarkierung benötigen. Aber zurück zur Sache: Um Weihnachten herum ging es auch viel um Sinterklaas, den niederländischen Weihnachtsmann und dessen Helfer, die meine Niederländischlehrerin unverholen (auch auf deutsch) als Neger bezeichnete. Die Frau lebt seit 20 Jahren in Deutschland und müsste wissen, dass diese Fremdbezeichnung maximal noch bei sehr alten Menschen entschuldigt wird. Meine indisch-stämmige Cousine jedenfalls war von ihrer Redeweise getroffen und ich vermute, dass da wieder der musikmachende Ton ins Spiel kommt. Wenn jemand ohnehin so verschwurbelte Ansichten hat, kann ein negativ besetzter Begriff einiges Unheil anrichten. Tim hingegen merkt man an, dass er ein korrekter Typ ist und ich für meinen Teil würde mich von dem werten Herrn durchaus unbeleidigt als Ost-Schnitte oder Uschi bezeichnen lassen.

Nun kommt mein Positiv-Beispiel. In Thailand haben meine Schwester und ich im letzten Jahr drei unglaublich coole Jungs kennen gelernt, mit denen man prima abhängen konnte. Sie haben sich selbst als "die Tauben" bezeichnet, was meine Schwester und mich im ersten Augenblick befremdet hat, weil wir ja gelernt haben, dass man das Wort "taub" vermeiden sollte, weil es beleidigend verstanden werden kann und lieber "gehörlos" sagen sollte. Ähnlich wie Schwule mit ihrem "Gay Pride" haben die Jungs sich selbstbewusst u.a. als "taub" bezeichnet, was uns komplett die Scheu vor ihrem Anders-als-wir-Sein genommen hat. Ihr lockerer (auch sprachlicher) Umgang mit der eigenen Behinderung hat sich auf uns übertragen und wir hatten eine spitzenmäßige, wenn auch viel zu kurze Zeit miteinander. Dabei ist das folgende Foto entstanden, mittlerweile eines meiner Lieblingsfotos:

Der uns an diesem Abend begleitende Thai hatte sich die dargestellte Gebärde für die in Thailand weit verbreitete Redeweise "Same same, but different" ausgedacht. Zwar nicht korrekt aber ziemlich lustig!

Tim jedenfalls hat beschlossen die Verhältnisse umzukehren, er wird studierter Hausmann und Muckibudenbesucher. Seiner Freundin sind also karrieremäßig keine Grenzen gesteckt. Neue Schwanzträger braucht das Land!

Mit diesen Überlegungen lasse ich meine werte Leserschaft_Innen allein. Nerdige Grüße!

p.s.: Weiterführend empfehle ich das Buch "Sprachwandel. Von der unsichtbaren Hand in der Sprache" von Rudi Keller. Außerdem sollte man sich "Deafhood" von Paddy Ladd zu Gemüte führen, wenn man einen Einblick in die "Welt der Tauben" bekommen möchte.

Sonntag, 6. Juni 2010

Nachdenken über Liebe: Per Anhalter durchs Netz (Serie, Teil 14)

Ich habe ein hübsches Sprichwort gelesen, das entweder von Augustinus oder aus Neuseeland stammt:
"Wer im Leben nicht reist, liest im Buch seines Lebens nur eine Seite.
Irgendwie poetischer als das schnöde "Reisen bildet." Am Wochenende bereiste ich Jena, dieses idyllische Universitätsstädtchen - an der Saale und zwischen Muschelkalkhängen gelegen... Nachdem ich vom Verabschiedungskomitee standesgemäß verabschiedet worden war, reiste ich mit einem Lächeln und feiner, neuer Musik im Ohr wieder ab. Womit wieder einmal empirisch erfühlt wäre, dass reisen sich lohnt. An dieser Stelle danke ich Frank für den dieswöchentlichen Musiktipp. Wir Berliner müssen zusammenhalten, vor allem im Ausland! Ich präsentiere:

Band of Horses – No one's gonna love you

Ich muss mich entschuldigen. Es ist ein ziemlich schlimmes Liebeslied mit Ohrwurm- und Schmalzfaktor. Aber Sibylle Berg nimmt mich in Schutz; sie schrieb einst in der NZZ:
"Denn die Kenntnis des Trivialen heisst die Menschheit und sich selber verstehen, denn so tief, wahrhaft und intelligent, wie wir gerne wären, sind wir ja alle nicht.
Recht hat die Thüringerin. Liebe ist ein großes Thema, aber nur mit dem Wälzen von Weltliteraturschinken kommt man ihr nicht auf die Spur, das wird einem auch in Deutschlands kultureller Wiege klar. Vielleicht umreißt der Song sogar ziemlich treffend, wonach sich jeder von uns sehnt: Danach dass uns jemand eine so bedingungslose Liebeserklärung macht und sich dabei trotzdem nicht selbst vergisst.

Neulich unterhielt ich mich mit einem jungen Mann während einer Mitfahrgelegenheitfahrt über die Liebe und irgendwann im Gespräch sagte er ganz lapidar: "Ist nicht jeder von uns auf der Suche nach der großen Liebe?" Nur einige werden fündig, bei weitem nicht alle. Aufgeben will die Suche keiner. Es irrt der Mensch, solang er strebt.
"Wird das Streben gefühlt, so ist es »Sehnen«, der einzige bei allen Menschen ehrliche Zustand." 
Ernst Bloch trifft das ganz gut, obwohl er Pfälzer und kein Thüringer war. Nachdenken über Liebe macht auf Dauer müde und heidekraut. Wenn sie plötzlich da ist, ist alles mit einem Mal  ganz einfach und man kann die ewige Metaebene entsorgen, weiß zumindest das Hörensagen. Ein bisschen Pragmatismus würde den Schwärmern und Ramontikern helfen. Bis es soweit ist, kann man ja auf Reisen gehen.

Dienstag, 1. Juni 2010

Lachen über Horst war gestern...

Für alle, die einen originellen Vornamen für ihr Töchterchen suchen... Freunde, woran erinnert uns das??