Sonntag, 6. Juni 2010

Nachdenken über Liebe: Per Anhalter durchs Netz (Serie, Teil 14)

Ich habe ein hübsches Sprichwort gelesen, das entweder von Augustinus oder aus Neuseeland stammt:
"Wer im Leben nicht reist, liest im Buch seines Lebens nur eine Seite.
Irgendwie poetischer als das schnöde "Reisen bildet." Am Wochenende bereiste ich Jena, dieses idyllische Universitätsstädtchen - an der Saale und zwischen Muschelkalkhängen gelegen... Nachdem ich vom Verabschiedungskomitee standesgemäß verabschiedet worden war, reiste ich mit einem Lächeln und feiner, neuer Musik im Ohr wieder ab. Womit wieder einmal empirisch erfühlt wäre, dass reisen sich lohnt. An dieser Stelle danke ich Frank für den dieswöchentlichen Musiktipp. Wir Berliner müssen zusammenhalten, vor allem im Ausland! Ich präsentiere:

Band of Horses – No one's gonna love you

Ich muss mich entschuldigen. Es ist ein ziemlich schlimmes Liebeslied mit Ohrwurm- und Schmalzfaktor. Aber Sibylle Berg nimmt mich in Schutz; sie schrieb einst in der NZZ:
"Denn die Kenntnis des Trivialen heisst die Menschheit und sich selber verstehen, denn so tief, wahrhaft und intelligent, wie wir gerne wären, sind wir ja alle nicht.
Recht hat die Thüringerin. Liebe ist ein großes Thema, aber nur mit dem Wälzen von Weltliteraturschinken kommt man ihr nicht auf die Spur, das wird einem auch in Deutschlands kultureller Wiege klar. Vielleicht umreißt der Song sogar ziemlich treffend, wonach sich jeder von uns sehnt: Danach dass uns jemand eine so bedingungslose Liebeserklärung macht und sich dabei trotzdem nicht selbst vergisst.

Neulich unterhielt ich mich mit einem jungen Mann während einer Mitfahrgelegenheitfahrt über die Liebe und irgendwann im Gespräch sagte er ganz lapidar: "Ist nicht jeder von uns auf der Suche nach der großen Liebe?" Nur einige werden fündig, bei weitem nicht alle. Aufgeben will die Suche keiner. Es irrt der Mensch, solang er strebt.
"Wird das Streben gefühlt, so ist es »Sehnen«, der einzige bei allen Menschen ehrliche Zustand." 
Ernst Bloch trifft das ganz gut, obwohl er Pfälzer und kein Thüringer war. Nachdenken über Liebe macht auf Dauer müde und heidekraut. Wenn sie plötzlich da ist, ist alles mit einem Mal  ganz einfach und man kann die ewige Metaebene entsorgen, weiß zumindest das Hörensagen. Ein bisschen Pragmatismus würde den Schwärmern und Ramontikern helfen. Bis es soweit ist, kann man ja auf Reisen gehen.

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