Sonntag, 26. September 2010

Ich liege unter einem Erzgebirge aus Decken und Kissen: Per Anhalter durchs Netz (Serie, Teil 26)

Manchmal geht Musik so sehr unter die Haut, dass man sie gar nicht mehr hergeben will. Dass man sie hütet wie einen kleinen Schatz. Dass man sie umschwärmt wie eine glückliche Idee. Dass man sich von ihr ganz und gar einhüllen lässt, bis die Außenwelt einem autistischen Meeresboden gleicht und man sich selbst unter einer Taucherglocke wiederfindet. So in etwa ging es mir zuletzt mit Emily Jane White. Die Frau hat mich profund verzaubert, mich zu wochenlanger musikalischer Monogamie gezwungen und mich sogar ihren Vater im Geiste für kurze Zeit vergessen lassen. Sie hier im Blog preiszugeben, ist mir mehr als schwer gefallen. 

Noch schwerer tue ich mich mit dem Künstler, den ich heute anpreisen will. Die Bekanntschaft mit ihm habe ich wahrscheinlich schon Ende März gemacht, richtig bewusst gehört habe ich ihn dann erstmals im April. Ganz in meinem Gemüt entfaltet hat er sich aber erst seit Ende Juli. Es ist ein weiter Weg und wir sind schon spät. Die Rede ist von Tom Liwa. Er ist etwas älter als meine Eltern, 1961 geboren in Duisburg. Am Anfang hat er sich durchgewurstelt, dann dazu durchgerungen zu werden, was er ist: Musiker und Poet. Gott sei Dank, muss ich seufzen, wenn ich daran denke, er hätte nicht den Mut gehabt, sein Talent am Kragen zu packen. Es gibt viele, die es versäumen.

Der Song, den ich hier poste, geht mir erstens sehr nahe und zweitens ist kein Bild von Tom Liwa zu sehen. Ich bitte Euch, zuerst den Song zu hören und Euch beim Hören den Menschen, der zu dieser Stimme gehört, vorzustellen…

Tom Liwa – Elvis ist nicht mehr und nicht weniger als der King

…um Euch dann überraschen zu lassen.

Ich danke diesem Mann für all die Sätze, die sich in meinen Kopf festgesetzt haben. Es ist gut Freunde zu haben, die einen warnen, wenn man sich in sie verliebt. Du musst bereit sein, den Vater zu bitten, dass er dir beisteht. In Duisburg gibt es keine Unschuld... Für die Gedanken, die ich mir selbst manchmal mache. Für die Beschreibung der Welt, fernab von allzu großen Worten. Danke auch Thomas, wieder einmal, für's Zeigen. Wieder einmal muss ich aufpassen, dass ich den Boten nicht mit der Nachricht verwechsle...

Freitag, 24. September 2010

Do you let love in?

Manchmal ist das Leben so:


One Night Stand from Jack Tew on Vimeo.

Manchmal ist es auch so:

Bottle from Kirsten Lepore on Vimeo.

Aber es endet ohnehin immer alles nur so:

Thrush from Gabriel Bisset-Smith on Vimeo.

Heute mal pessimistisch.

Mittwoch, 22. September 2010

Happy Birthsday Pia: Per Anhalter durchs Netz (Serie, Teil 25)

Heute hat meine liebe Pia Geburtstag und zu diesem Anlass möchte ich Euch auf ein völlig abgedrehtes Video von einem völligen Durchknaller hinweisen, das mir Pia vor kurzen empfohlen hat. 

Have fun and hail my beloved Princess Pia!

Darwin Deez - Radar Detector

p.s.: Natürlich gilt gleiches Recht für alle besten Freundinnen! Anni hat also zu ihrem Geburtstag auch einen Wunsch frei, der dann ohne Umschweife hier umgesetzt wird. Grüße nach Hamburg!
p.s.s.: Wer auch gerne solche Haare und eine so einzigartige Körperspannung hätte, bitte die Hand heben! Erinnert ein bisschen an den Prinz von Bel Air, oder?

Dienstag, 14. September 2010

The Uplift Mofo Party Plan: Altes Vinyl, neue Liebe (Serie, Teil 1)

In der hier noch nicht eingeführten, aber unbedingt benötigten Kategorie "wiedergehörte Alben" - ein Klassiker des Musikjournalismus - folgt nun nach den famosen Meat Puppets das 1987er Album der inzwischen bekannten, damals weniger bekannten  

Red Hot Chili Peppers: The Uplift Mofo Party Plan

Funk Rock on it's very best!! Schon dit Cover is 'n Traum:


Schwer zu sagen, welches der Lieder das beste auf der Platte ist. Ich habe sie in den letzten Tagen immer und immer wieder gehört, um drauf zu kommen, aber ich kann mich einfach nicht entscheiden. Und das, obwohl sogar ein Dylan-Cover auf der Platte ist! Entscheidend ist der ungeschliffene Stil der kalifornischen Nudisten, der bereits die wesentlichen Charakteristika des RHCP-Sounds enthält (Fleas Slapbass-Stil, Kiedis' sehr einzigartige Stimme, schlicht Frusicantes Gitarre) und der auf den darauf folgenden Platten nie wieder erreicht wurde.

Es ist so ähnlich wie mit Neil Youngs bester Platte - Everybody Knows This Is Nowhere - eingespielt in nur zwei Wochen, mit Improvisationen der wundervollen, extra für dieses Album rekrutierten Crazy Horse, ist dieses rohe Album für immer und ewig in meinem persönlichen Olymp, der natürlich nicht repräsentativ ist, aber wenn es um Musik geht, glaube ich auch nicht an Statistik, sondern nur an Menschen und ihre Geschmäcker... 

Ich habe mich nun doch für einen Song entschieden, wegen seines Textes, der so abgedreht und phonetisch mehrdeutig ist, dass ich ihn in keinster Weise sexistisch sondern einfach nur geil und grandios humorvoll finden kann. Dafür und für ihr Dasein als Live-Band liebe ich diese Jungs!! BäääämBadabuuuja!!!

Red Hot Chili Peppers – Special Secret Song Inside

Sonntag, 12. September 2010

Es ist leicht: Per Anhalter durchs Netz (Serie, Teil 24)

Ich habe mir Zeit gelassen seit dem letzten Musik-Post. Ich brauche manchmal ein bisschen Zeit, bis mir etwas Neues, Erwähnenswertes über den Weg läuft. Aber nun ist es soweit. Und wenn es soweit ist, ist alles ganz leicht. Unnötig, sich weiter den Kopf zu zerbrechen. Unsinnig, zu viel zu antizipieren. Oder zu wenig. Ungläubiges Staunen. Ununterbrochenes Lächeln. Deeply in love with Bon Iver. Justin Vernon ist Kanadier, natürlich. Da kommt schließlich die gute Musik her... Muss am Land liegen.
Bon Iver - Skinny Love

Dank an David fürs Empfehlen. Ich sagte ja bereits: Wohnen lohnt sich ;)



Nachtrag: Entschuldigung, Irina, dass ich Deinen Tipp nicht wahrgenommen habe und an dieser Stelle trotzdem danke dafür!
Du weißt doch, ich bin eher ein visueller Typ. Also leg mir beim nächsten Mal einen Zettel hin ;) Schmutzimutzi für Lieblingsmitbewohnerin, die mir derbe fehlt!

Mittwoch, 8. September 2010

Furzende Hunde und
lächelnde Schweine

Hausarbeitstage sind keine Herrentage. Umso erfreulicher für den werten Leser, er profitiert von meiner Prä-Finalisierungs-Prokrastination und wird heute mit neuen Schildern beglückt. Ich danke Stephan, Sarah und Irina für das neue Bildmaterial. Couchsurfen, mitfahren und wohnen kann einem interessante Bekanntschaften bescheren, die dann immer liebenswerterweise an die gute alte Schildernärrin denken...

Furzen für Hunde verboten!
gesehen in Helsinki
Tautologisch oder redundant?
gesehen in Heidelberg
Achtungsschild Nr. 1: sehr anschauliche und emotionale Warnung
Achtungsschild Nr. 2: Ebenfalls ziemlich anschaulich.
Möchte man ja auch nicht, dass sich einem
so eine Nadelbaumsperrspitze direkt in den Kopf rammt.

Und mein Lieblings-Achtungsschild, gesehen in Jena.
Achtung Spaziergänger mit ihren gut gelaunten Wildschweinen!

separate washroom for umbrellas and people in burqa

Wir erinnern uns an meine winzige und lange zurückliegende Sammlung von Toilettenschildern... Also DAS HIER ist eine Sammlung, eine kritische sogar:


Viel Spaß beim Schnöckern!

Damenwahl

Ich habe heute einen schönen Spruch von Joseph Joubert in meinem Kalender gelesen:

"Zur Gattin soll man nur die Frau wählen, die man, wäre sie ein Mann, zum Freund wählen würde."

Würde man den Satz umdrehen, käme etwas Komisches dabei heraus. Einen Mann, der, wäre er eine Frau, eine gute Freundin für mich wäre, würde ich vermutlich nicht wählen... Aber das Grundprinzip dürfte dasselbe sein. Nachzusehen in dem wundervollen Film Full Metal Village.

Sonntag, 5. September 2010

Ein verschwiegenes Organ oder Bewusstseinsstrom, 5 Uhr früh

Die Hände unterm Kopf gefaltet höre ich meinem eigenen Herzen beim Schlagen zu und warte auf den mich übermannenden Schlaf. Statt zu schlafen sinne ich dem Wort übermannen nach. Allzu genau sollte ich ihm nicht hinterherrennen, dem Wort, das weiß ich, sonst ist an Schlaf noch weniger zu denken. Allzu genau sollte man eigentlich überhaupt nicht immer hinspüren, hindenken, denke ich noch und fühle mich ganz müde. Immer noch lausche ich meinem Herzen und wünsche mir, man könnte ihm tatsächlich zuhören, es befragen und eine Antwort in Worten und nicht nur in Ahnungen erhalten. Obwohl es ein so deutliches Geräusch beim Arbeiten macht, ist es doch ein recht verschwiegenes Organ, denke ich. Von der Milz oder der Bauchspeicheldrüse hört man auch nichts, aber da erwartet man es auch nicht. Was hätte ich meiner Bauchspeicheldrüse schon zu sagen? Außer vielleicht "Geh bitte nicht kaputt. Gib den Geist nicht auf!" Nun hänge ich der Formulierung den Geist aufgeben nach und wundere mich, woher sie kommen mag. Wir verwenden sie doch eher für Dinge, aber Dinge haben keinen Geist. Keiner würde sagen "Meine Oma hat den Geist aufgegeben.", obwohl das viel eher stimmen könnte, als dass ein Toaster den Geist aufgibt. Aber das würden wir einfach nicht sagen. Stattdessen suchen wir höflichere Umschreibungen wie "Oma ist nicht mehr ganz da." Dabei hört sich das viel mehr danach an, als wäre Oma ein Ding. Man kann doch nicht nur halb existieren. Wie sieht so eine halbe Existenz aus? Als wäre Oma, am Maßstab der Menschheit gemessen, kaputt. Was macht es also aus, ein Mensch zu sein? Einen klaren Geist zu haben? Gefühle zu haben? Gefühle hat Oma sicher, denn sie weint oft und erzählt viel von früher. Sind die komischen Hirnforscher also doch parteiisch und eher am Denken interessiert als an dem, was wir früher mal Seele genannt haben und heute abgespeckt nur noch Emotionen nennen? Ich nenne es immer noch Seele. Auch wenn ich schief angeguckt werde dafür. Ich verdichte die Welt, ich darf noch Seele sagen, das ist ein geschützter Begriff! Ich höre dem gleichmäßigen Geräusch meines Stiftes zu, das er auf dem Papier macht. Es klingt ein bisschen wie Meeresrauschen. Gleichmäßig und gekräuselt wie ein ruhiges Meer sieht auch meine Schrift aus. Der Hals tut mir ein bisschen weh und ich weiß nicht mal, bei wem ich mich angesteckt habe. Eigentlich blödsinnig überhaupt danach zu fragen. Was spielt das für eine Rolle? Wollte ich mich darüber beschweren, angesteckt worden zu sein, ich könnte es bei jedem, der hustet, tun. Aber wofür? Um ein schlechtes Gewissen zu provozieren. Davon hat aber auch keiner was. Wie merkwürdig Menschen ticken, dass sie gerne anderen Menschen ein schlechtes Gewissen machen. Was für ein wichtiges Gefühl dieses "schlechte Gewissen" ist und doch ist es in der Aufzählung der Basisemotionen nicht enthalten und nie habe ich im Philosophiestudium jemanden davon reden hören. "Hätteste besser Psycho studiert!" ruft mir eine Stimme aus dem Off zu. Aber ich dachte, Philosophen untersuchten die Struktur der Welt. Gehört nicht ein Gefühl wie das schlechte Gewissen ebenso zur Welt wie das heiß umkämpfte Gefühl der Freiheit? Andererseits hat sicher irgendwann einmal irgendein amerikanischer Philosoph irgendeinen kleinen Aufsatz über das schlechte Gewissen geschrieben. Ich weiß nur nichts davon. Überhaupt weiß ich noch immer zu wenig, fast nichts. Könnte ja meine Magisterarbeit darüber schreiben, über das schlechte Gewissen! Darüber muss ich jetzt lachen. Der übermannende Schlaf ist ziemlich weit weg. Ich hole mir was zu trinken. Das kalte Wasser kühlt die kratzende Kehle. Ich lege mich ins Bett, stütze den Kopf in die Hand und höre wieder mein Herz. Ein verschwiegenes Organ eigentlich, denke ich und merke, dass ich am Ende angekommen bin.

Mittwoch, 1. September 2010

Ich bin bereit Prügel zu beziehen, damit die Wahrheit ans
Licht kommt.

Wenn ich hier jetzt schreibe, was die großartigste Zeichentrickserie aller Zeiten ist, werde ich morgen von der Nerd-Patrouille verprügelt, weil die Meinungen darüber zu stark auseinandergehen. Natürlich wäre das, was ich schriebe, keine bloße Meinung sondern pure Wahrheit, aber egal... Auf eine Person können sich eigentlich alle Nerds einigen und um diese Person soll es heute gehen. Ich finde, das Portrait eines Stimmkünstlers könnte an keiner Stelle besser aufgehoben sein, als in einem Popkultur-Musik-Sprach-Blog! Ich meine, warum gibt es so erbitterte Streitgespräche darüber, ob man Southpark, The Simpsons oder auch SpongeBob auf Englisch oder auf Deutsch gucken sollte? Ich bin da eher von der Hardcore-Englisch-Fraktion, das liegt vor allem an einem Mann: Billy West. Er spricht seine Figuren nicht, er lebt sie. Sein Lieblingscharakter ist mein Lieblingscharakter. Er ist 58 Jahre, trägt Klamotten, die die Beastie Boys früher getragen haben und sieht damit trotzdem nicht peinlich aus. Im folgenden Video beantwortet Billy West übrigens selbst, welches die beste Trickfilmserie aller Zeiten ist, mit quantitativen Mitteln, zählt mal mit!


Hail this guy, man!

Ich glaube, dass Billy West einen der coolsten Berufe des Planeten hat. Warum wollen immer alle Schauspieler werden, oder Musiker? Nur wegen der Groupies? Come on! Voice Artist, klingt doch super und sieht auf jeder Visitenkarte seriöser aus als "Lebenskünstler" oder "douchebag". Ich kann Euch also nur ermuntern, mit Eurer Stimme zu experimentieren und das kreative Potential auszuloten. Ich werde weiterhin meine Helge-Schneider-Imitations-Fähigkeiten ausbauen. Who do you sound like?