Oh nein! Es ist Sonntag, fast hätte ich meine Lieblingsrubrik vergessen. Ok, heute stand mein Umzug auf dem Programm, aber das ist ja keine Entschuldigung: Über Musik muss berichtet werden! Vor allem weil ich in dieser Woche musikalisch so dermaßen monogam gelebt habe, wie ich es normalerweise nur in Bezug auf Neil und Bob zu tun pflege. Bob ist ein gutes Stichwort. Der war ja mal Folksinger, bis er keine Lust mehr darauf hatte und sich einen anderen Spielplatz gesucht hat. Folk und in ihrer schlichten Schönheit sehr dylanhafte Musik macht auch diese Frau:
Emily Jane White
Musik-Kritiker nennen das Phänomen Dark Folk. Ich bin dafür, dass wir keinen Maschendrahtzaun um unseren Musikgeschmack spannen, sondern uns der Musik hingeben. Mich stimmt sie nämlich nicht dunkeltraurig-düsterschwarz, also nenne ich es auch nicht Dark Folk. Aber das soll jeder handhaben, wie er will. Bei mir kann jeder machen, was er will.
Nachdem ich das Album Dark Undercoat gefühlt hunderttausend-millionenmal gehört habe, fällt es mir natürlich schwer, DEN Song heraus zu suchen, mit dem ich Euch an die wundervolle Emily heranführen kann. Ich habe mich für Time on your side entschieden, weil es der allererste Song war, den ich von ihr gehört habe, wie mir mittlerweile wieder eingefallen ist...
Emily Jane White - Time on your side
Bei dem Titel hatte ich natürlich an den gleichnamigen Stones-Song denken müssen. Nichts gegen Mick und Keith, das sind auch schöne Frauen, aber Emilys Auslotung dieser Phrase, ist wesentlich poetischer und philosophisch-gehaltvoller. Schließlich bewegen wir uns hier auf dem schmalen Grat zwischen φ, [ˈʃpʀaːχə], ♪♪ und dem, was "das Leben" genannt wird.
Not much to do when you've got time on your side, you sit and think about your wasted life. I try to move, change things through and through.
Ab und an sollte man zurückblicken, einen Song auf repeat stellen, die Zeit für sich arbeiten lassen und sich bewegen. Ab und an hilft es, die eigene Unrast zu verlieren und im Gegenzug festen Boden unter den Füßen zu gewinnen. Ab und an sollte man sich weit weg träumen. Ab und an sieht man bei geschlossenen Augen die ganze Welt vor sich liegen. Ab und an betrachtet man die eigenen Hände und bemerkt, dass man älter geworden ist. Ab und an begreift man, dass es genau darum geht, dass das Leben genau daraus besteht: älter werden. Ab und an versteht man, dass man Momente nicht festhalten kann. Ab und an schimmert die Kontingenz des Lebens durch den Stoff des Alltags. Ab und an sollte man sich frei machen und nackt in einen See springen. Ab und an muss man ausziehen, weil Ameisen bei einem wohnen. Oder Igel. Ab und an gesteht man sich ein, dass man Freunde von früher verloren hat und trauert ihnen noch eine Weile nach wie einer verlorenen Liebe. Ab und an reißt der Strom der neuen Leute, die man kennen lernt, nicht ab und man vergisst, wem man was erzählt hat. Ab und an ist man vier Abende in Folge betrunken. Ab und an fühlt man Musik ganz tief im Herzen. Ab und an hat man einen Satz im Kopf. Ab und an hat man eine Idee. Ab und an sollte man die Zeit anhalten können. Ab und an weiß man, dass Freiheit ein Kontinuum ist und dass die Liebe ein Loch in die Freiheit reißt...
großartiges lied oh du meine musikgeschmackbeeinflusserin.
AntwortenLöschenpia
oh du meine kommentatorin, ehefrau und pia! wenn dir das gefiel, wirst du auch das hier lieben: http://www.youtube.com/watch?v=l5p4FEk25is
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