Mittwoch, 31. März 2010

Das Parlament tritt auf eine Vorlage ein.

Well, well, well... Urlaub fast beendet, "vorlesungsfreie Zeit" (aka Semesterferien) fast vorbei, Ostern vor der Tür und hier tut sich nix. Momentan überwiegen schlichtweg die Schweiz-Eindrücke vor den Hamburg-Eindrücken. Hamburg muss also mal kurz warten. Denn schließlich galt es soeben eine Busse wegen Trunkenheit auf dem Velo abzuleisten. Wer sich jetzt über die Busse wundert, der sei daran erinnert, dass das Schweizer Alphabet auf das Eszett (Wer zum Teufel schreibt einen "exzellenten Artikel" über das Eszett bei Wikipedia? Ich habe ihn natürlich von Anfang bis Ende durchgelesen und auf Richtigkeit überprüft, bevor ich ihn hier verlinkt habe.) zu verzichten und es auch noch statt Eszett Doppel-S zu nennen pflegt. Natürlich sorgt das bei Schweiz-Unkundigen für Gelächter, wenn man so etwas in der Schweizer Gratiszeitung 20minuten liest (Ein Dankeschön an Anni für die Fötelis!):


Wo kann man in diese Ess-Busse einsteigen? Darf man sich das so vorstellen wie Zug fahren in der 3. Klasse in Thailand oder Bus fahren in Indonesien? Ab und an kommt ein verhutzeltes Weibchen vorbei und schreit "Pop Mie, Pop Mie, Pop Mie, Pop Mie..." und alle Deutschen müssen glucksen vor Lachen? (Oh mein Gott, ich habe gerade einen Homer-Simpson-Donuts-Moment und der Speichel sammelt sich, wenn ich an die Vollverpflegung im südostasiatischen Transportwesen denke...)

Aber nein, es ist ja die standarddeutsche Buße gemeint. Und die galt es also abzuleisten, dafür dass ich einst blau-grün-kariert war. Strafe muss sein, dachte sich die Schweiz. Wirklich linguistisch interessant wird der Unterschied vom Standarddeutsch zum Schweizer Hochdeutsch allerdings, wenn es ums Schilder beschriften geht. Und wie meine treue Fangemeide weiß, bin ich ein großer Fan von Schildern und habe noch gefühlte 20 GB mit abfotographierten Schildern auf meiner Festplatte, die nur darauf warten, bei passender Gelegenheit veröffentlicht zu werden. Nun habe ich gerade einen dieser Momente kunstvoll vorbereitet - et voilà:

Der Klassiker aus Basel

Vor allem die lexikalischen Besonderheiten fallen auf und sorgen ab und an für Verwirrung. Es kann zum Beispiel zu folgendem Dialog zwischen einem Schweizer und einem Nicht-Schweizer kommen  (So ähnlich erst kürzlich erlebt, glücklicherweise war eine Kulturvermittlerin dabei...):


⌐ch: Habt ihr irgendwo eine Pfanne?
  ch: Hier, bitte schön.
⌐ch: Nein, eine Pfanne.
  ch: Das ist doch eine Pfanne.
⌐ch: Nein, das ist ein Topf.
  ch: Nein, das ist eine Pfanne.
⌐ch: Nein, das ist ein Topf.
  ch: Nein, das ist eine Pfanne.
⌐ch: Nein, das ist ein Topf.
  ch: Nein, das ist eine Pfanne.
⌐ch: Nein, das ist ein Topf.
  ch: (denkt) Wenn die noch einmal sagt, die Pfanne wäre ein Topf, dann gehe ich heute Nacht um 4:21 Uhr mit einem Messer auf sie los.

Die Lexikwunder brauche ich aber an dieser Stelle gar nicht alle aufzulisten, das wurde bereits an anderer Stelle ausführlich gemacht. Ich möchte mir nur noch eine kleine Bemerkung erlauben und die betrifft die Umständlichkeit, mit der die Schweizer Verbote zu erteilen belieben. Ich gebe mal ein Beispiel, Pias Lieblingsbeispiel:


Täten es nicht auch diese charmanten Piktogramme, die ich, da ich gerade im RMV-Einzugsgebiet weile, demselbigen entliehen habe?


Wer weiß. Volkskundler bitte vortreten! Ich möchte noch einmal hervorheben, dass ich die Schweizer nicht blamen möchte (Gibt es ein an dieser Stelle angemessenes deutsches Wort dafür, oder gehe ich recht in der Annahme, dass ich es mir nicht ohne Grund zur Angewohnheit gemacht habe, es hier und da dem Englischen zu entwenden?), da ich bisher ausschließlich nette Erfahrungen mit ihnen gemacht habe. Geliebtes Besser-Deutschland... Aber dieser Post ist meine persönliche Rache für den 10 Jahre überdauernden Eintrag im Vorstrafenregister, den ich in einem 1/4 Jahr von der lieben Schweiz bekommen werde, weil ich trunken velorierte...

In diesem Sinne: Bleibt weg von offenen Fenstern, versucht erst gar nicht, in der Schweiz zu trampen und hati hati: Bissiges Parlament!

p.s.: Ich habe jetzt schon von mehreren Kommentarzurückhaltern erfahren, meist senden sie mir die Kommentare dann klammheimlich persönlich per Mail. 'S doch schad' drum! Traut Euch doch, aus'm Bauch heraus was zu schreiben. Das ist ja hier kein Hörsaal mit 300 besserwisserischen Studenten sondern eine Meinungsaustauschungsmaschine.

1 Kommentar:

  1. :) Vor allem das Schild aus Basel ist schön. Da freu ich mich.

    Und ich werde auch mal einen Eintrag über Numeralsysteme schreiben, die Literatur habe ich schon zusammengeklaubt, wenn ich dann irgendwann mal Zeit habe (gefühlt: nicht vor 2047) schreibe ich den Eintrag. Bis dahin musst du uns noch mit deinen Schmankerln über Wasser halten. Aber im neuen Semester wird es ja genug Inspiration geben.

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