Samstag, 28. August 2010

Nachdenken über Freiheit

back by popular demand: Befindlichkeitsbloggen!

Schwindel ist ein merkwürdiges Gefühl – als würde die eigene Existenz porös. Der Kopf leert sich, die Sinne streiken, die Beine geben nach, alles fühlt sich nach freiem Fall an. Obwohl 'frei' in der Regel nach etwas Positivem klingt, lässt sich am 'frei' im freien Fall nichts dergleichen finden. Es ist das negative Freisein von etwas (hier von der Schwerkraft und vielleicht auch vom Bewusstsein) – wie es auch ein Stein haben kann. Menschlich frei zu tun, was einem beliebt, ist man im Schwindel nicht. Eher noch empfindet man Furcht und wünscht sich einen doppelten Boden, der den freien Fall bremst. Freedom is just another word for 'Nothing left to loose' singt die wundervolle Janis und meint diese zufällige Freiheit. Furcht kann völlig lähmen und der Schwindel macht, trotz des freien Falls, also unfrei. Wie aber ist Freiheit, diese grundgute, urmenschliche, alles überdauernde Idee beschaffen, nach der jeder zu streben vorgibt, die kaum einer erreicht?!


Zwei Überwachungskameras an der Freiheitsstatue
Kurt Tucholsky wusste schon, dass Freiheit mit Sicherheit stirbt. Ein wirklich freier Mensch ist frei von Angst und frei zu handeln oder wenigstens frei im Willen. Zu behaupten, Willensfreiheit gebe es gar nicht, ist gerade der letzte Schrei unter Wissenschaftlern verschiedener Sparten, auch wenn ich die Herren, die sich als sich selbst konstruierende Gehirne betrachten, weder als Wissenschaftler noch als Personen ernst nehmen kann. Schwindelnde Schwindelauslöser, die die Bevölkerung verschrecken! Merkwürdige Konsequenzen für unser Menschen- und Weltbild hätten ihre Ansichten, wenn sie haltbar wären... Aber über Konsequenzen wollen radikale Konstruktivisten meistens nicht nachdenken, sie stoßen nur Drohungen aus.  Zum Glück sind Drohungen für wirklich freie Menschen wirkungslos. Schwindelig wird nur dem, der Angst hat und Angst hat, wer sicher Althergebrachtes eigenem Überlegen vorzieht. Gründliches Nachdenken kann uns trösten: Philosophie – die billigste Wissenschaft der Welt! Wer jetzt einwendet, das sei aber die Mathematik, weil ein Mathematiker nur einen Stift, Papier und einen Papierkorb brauche, hat unrecht. Philosophen brauchen nicht einmal den Papierkorb...

Genug Kalauer für heute. Das Nachdenken über Freiheit und der Kampf gegen die These, Bewusstsein sei nur ein Epiphänomen unseres Gehirns, hat begonnen. Ich weiß noch nicht, was ich unterwegs finden werde: Gott, eine Seele, wahre Freiheit, neue Musik, die Liebe... Aber ich mache mich jetzt auf den Weg.

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