![]() |
tolle, junge Frau |
Wo lernen eigentlich Schreibende andere Schreibende kennen? Im Netz? Eher nicht. Da wo ich auch sonst Menschen kennen lerne: beim Arbeiten, in der Schlange an der Supermarktkasse, bei Mitfahrgelegenheiten, beim Zelten, bei Freunden, in der Kneipe. Jedenfalls offline. Jüngst erst habe ich die Bekanntschaft mit einer tollen, jungen Frau gemacht, mich mit ihr auf ein Feierabendbier verabredet und nett geschnackt. Danach erst gestanden wir uns mehr oder weniger schüchtern das eigene Bloggen. Erstaunt war ich über die gemeinsamen Themen: Musik, Liebe, Glück, Sehnsucht, Zurechtkommen im eigenen Leben. Warum war ich darüber eigentlich erstaunt, ist das etwas besonderes? Ist das nicht etwas, was uns alle umtreibt, Fragen, die eine Generation zusammenkleben? Schon, nur schreibt nicht jeder darüber. Die Themen sind nicht neu, die Fragen nicht einmal besonders originell gestellt. Neuheit ist es auch nicht, was Kreative im weitesten Sinne umtreibt. Die eigene Perspektive ist das entscheidende. Der eigenständige Blick auf die Welt unterscheidet den, der sich mitteilen muss, um zu überleben, von dem, dem atmen, essen, schlafen und konsumieren genügt.
Ich habe die Sätze "Bevor ich anfange zu schreiben, will ich ein eigenes Thema gefunden haben. Alles wurde schon tausendmal geschrieben." schon tausendmal gehört. Auch von mir selber. Eigentlich ist das nur eine Ausrede, eine Angst vorm Anfangen, eine Angst vor dem eigenen Unvermögen und Scheitern. Mittlerweile denke ich, es kommt weniger auf das Was an, mehr auf das Wie und das Dass, auf das Anfangen. Ich bin in meinem jugendlichen Leichtsinn geradzu besessen von einem durch und durch idealistischen Menschenbild. Ich glaube, dass im Grunde jeder Mensch sein Leben reflektiert und daher etwas zu sagen hat. Bei vielen ist diese grundmenschliche Fähigkeit leider verschüttet: unter zu viel Elend, unter zu viel Bequemlichkeit, unter zu viel Betäubung. Es ist auch keine Frage der Bildung, ob jemandes Sicht auf die Welt auch für andere interessant werden kann, sondern eine Frage der Herzensbildung. Wenn man bloggen ernst nimmt, ist es keine Bauchnabelshow, sondern ein Ventil für das Absurde des Lebens und für manche wird es vielleicht sogar ein Sprungbrett für das Schreiben in traditionelleren Medien.
Ich habe mich immer gegen alle Kunsttheorie verwehrt. Ich fand das Nachdenken über Ästhetik überflüssig, ob nun mit Rousseau, Kant oder Herder, und habe mich in 5 Jahren Studium gründlich darum gedrückt. Nun stehe ich da und merke, dass ich über die Jahre selbst eine kleine Kunsttheorie entwickelt habe. Vielleicht keine, für die es sich lohnte, ein ganzes Buch vollzuschreiben, aber immerhin: die Umkehrung der Verhältnisse. Jedenfalls möchte ich Euch den folgenden Blog ans Herz legen:
Und bei der Gelegenheit auch an den oft verlinkten Blog meiner wundervollen Mitbewohnerin erinnern:
Beide ausgesprochen lesenswert. Ich mag Frauen, die etwas zu sagen haben! So ähnlich, wie ich finde, dass man romantische Momente auch mit guten Freund(inn)en erleben und als romantische Momente genießen sollte, finde ich es auch ok, Freund(inn)en kleine Liebeserklärungen zu machen für das, was sie für mich einzigartig und wundervoll macht. So darf das hier ruhig verstanden werden. Chapeau, mesdames!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.